April 2009
Das Spiel
Wir spielen mit anderen meist nach gewissen Regeln und so, dass es dabei manchmal Gewinner gibt und Verlierer und manchmal nur Gewinner, weil der Ausgang für alle Spieler gleichermaßen erfreulich ist. Zum Beispiel bei einem Tanz oder bei einem Reigen. Doch es gibt auch tödliche Spiele, bei denen alle gleichermaßen verlieren, wie zum Beispiel in einem Krieg.
Zum Spiel braucht es Spieler, die mitmachen, oft in unterschiedlichen Rollen, die einander ergänzen. Wenn einer sich weigert, die ihm zugewiesene Rolle in dem Spiel weiterzuspielen, verdirbt er das Spiel. Dann ist das Spiel auch für die anderen aus. Es sei denn, dass sie jemanden finden, der die zum Spiel fehlende Rolle zu übernehmen bereit ist.
Der Spielverderber ist willkommen, wenn es sich um ein tödliches Spiel handelt. Es wird gehasst, wenn er ein schönes Spiel verdirbt. Moralisten sind oft solche Spielverderber. Sie gönnen den anderen nicht, was sie sich selbst nicht gönnen. Doch manchmal verführt sie das Spiel und verdirbt dann die Moral, oft zu ihrer eigenen Erleichterung.
Auch die Tragödien sind Spiele, spannende Spiele, sowohl auf der Bühne als auch im Leben. Sie fesseln uns am meisten, vor allem wenn wir uns selbst heraushalten und nur die Zuschauer bleiben können. Am Ende einer Tragödie sind wir erleichtert. Warum ? Weil sich eine Ordnung durchsetzt, eine höhere Ordnung, die dem tödlichen Spiel ein Ende setzt.
Manchmal versteht ein Weiser diese Ordnung und erlöst die Spieler durch seine Einsicht aus dem gefährlichen, Tod bringenden Spiel. Er spielt ein größeres, ein befreiendes Spiel – ein Spiel des Lebens.
Die Spiele des Lebens sind vor allem Spiele der Liebe. Sie sind Spiele, die das vorher Getrennte und das sich scheinbar Entgegenstehende mit einbeziehen und miteinander versöhnen.
Auszug aus dem Buch: Bert Hellinger, GEDANKEN UNTERWEGS, KÖSEL Verlag